Islay

Die Torfigen- Islay Whisky

Whisky der Insel Islay (sprich: Eila) ist, wie man so schön sagt, nichts für sanfte Gemüter. Hier präsentiert sich der Torf von seiner intensivsten Seite, was die einen begeistert, andere jedoch eher abschreckt. Whisky-Einsteiger oder Freunde des milderen, sanfteren Geschmacks seien deshalb vorgewarnt. Diejenigen jedoch, die herberen Spirituosen den Vorzug geben und eine rauchige Note als angenehm empfinden, werden begeistert sein. Für Liebhaber gehören Whiskys der Insel Islay zu den besten der Welt. Und in der Tat ist auf einer recht kleinen Insel eine verhältnismäßig große Anzahl an Destillerien zu finden, die sich zum Teil Fuß an Fuß reihen und allesamt große, international anerkannte Namen besitzen.

So besonders die Stellung der Islay Whiskys innerhalb der Scotch Whiskys ist, so besonders ist die Stellung der Scotch Whiskys in der Welt des Whiskys. Das breite Angebot, die unterschiedlichen Sorten von Blended Whisky, bis Bourbon und Single Malt sowie die doch recht divergierenden Geschmacksnuancen können Laien dabei schon einmal in Verwirrung versetzen. Fest steht jedenfalls, dass die meisten Brennereien Schottlands sogenannten Single Malts produzieren, sprich Whiskys, die an Getreide ausschließlich gemälzte Gerste enthalten. Da auch Scotch Single Malts sich geschmacklich deutlich unterscheiden, unterteilt man Schottland noch einmal in fünf Whisky-Gebiete, die sozusagen geographische wie geschmackliche Unterscheidungskategorien bilden.

Während die Highlands das flächemäßig wie geschmacksvariierend größte Gebiet bilden, ist die Speyside die Region mit den meisten Brennereien. Knapp die Hälfte der zwischen 90 und 100 Destillerien Schottlands liegen um das Gebiet des Flusses Spey und tragen solch populäre Namen wie Glenfiddich oder Aberlour. Die Inselkette Isles mit ihren maritimen Whiskys und die leichtlebigeren, süß-fruchtigen Whiskys der Lowlands vervollständigen gemeinsam mit Islay den Whisky-Reichtum Schottlands.

Klein aber Oho- das spannende Sortiment Islays

Auf einer Insel, die im Norden und Osten von bis zu 500m hohen Felsengesteinen und wild wuchernden Heidekrauthügeln dominiert wird und die lediglich drei Policemen als Ordnungshüter besitzt, reihen sich in den südlichen Moorgebieten acht der namhaftesten Single Malt Destillerien der Welt beinah Nase an Nase aneinander und produzieren Whiskys, die auf der ganzen Welt zu Berühmtheit und Beliebtheit gelangten. Und so ist Islay nicht nur ein wildromantisches Eiland sondern gleichzeitig die reichste Insel der Welt.

Ihre große Popularität liegt einerseits an deren (zumeist) hohem Torfgehalt. Andererseits jedoch, dies wird Ihnen jeder Master Distiller bestätigen, liegt dies an der einzigartigen Lage Islays. Fruchtbare Torfmoore, salzige Meeresluft, die ungehindert die Fässer umströmt und ein Klima, das wie geschaffen für die Whisky-Herstellung scheint, machen Whiskys von Islay zu etwas ganz Besonderem. In der Folge stellen wir Ihnen hier alle Destillerien Islays vor und wandern die Insel von Osten bis Westen ab.

Bunnahabhain

Im Osten der Insel Islay befinden sich die Destillerien Bunnahabhain und Caol Ila, die damit in nächster Nähe zur benachbarten Insel Jura liegen. Bunnahabhain ist ebenso die nördlichste Destillerie der Insel und gab dem zugehörigen, gleichnamigen Dorf seinen Namen.

Trinken Sie Bunnahabhain, werden Sie feststellen, dass dieser vollmundig und harmonisch auftritt. Hier schmecken Sie Islay, die See und die umgebende Natur, ohne dass diese Drams von zu hohem Torfgehalt durchdrungen sind. Einen Teil seiner Gerste bezieht Bunnahabhain von der Mälzerei Port Ellens, das Quellwasser stammt vom vergleichsweise wenig torfigen, unterirdischen Fluss Margadale.

Caol Ila

Mit ca. 30ppm Phenolgehalt sind die Produkte Caol Ilas deutlich torfhaltiger als die des benachbarten Bunnahabhains. Auch Caol Ila bezieht sein Malz von den Port Ellen Maltings. Das verwendete Wasser stammt aus dem Loch nam Ban.

Caol Ila kann durchaus als typischer Islay-Whisky gelten, der deutliche Rauchnoten aufweist, die von einer milderen Süße begleitet werden. Neben den klassischen Whiskys in unterschiedlichen Fassreifungen bringt Caol Ila Special Editions heraus, wie ihre Special Release Serie aus Unpeated Whiskys mit Altersangaben sowie ihre Distillers Edition Reihe, die mit einem spannenden Finish in ehemaligen Moscatel-Fässern glänzt.

Ardbeg, Laphroaig und Lagavulin

Im südlichsten Teil der Insel reihen sich die allseits bekannten Torfriesen Lagavulin, Laphroaig und Ardbeg aneinander. Sämtlich findet man hier große Torf-Whiskys mit großen Phenolgehalten, die allgemein als das Aushängeschild Islays gelten. Kein Whisky wird wohl so mit Islay gleichgesetzt wie Lagavulin mit seinem als medizinisch sowie jodhaltig bezeichneten Gusto.

Bowmore

Im Westen Islays befindet sich die Brennerei Bowmore, die ihr Wasser aus dem Fluss Laggan bezieht, welches aufgrund des hohen Torfgehalts der Gegend einen ganz eigenen Charakter besitzt. Die Lagerung der Gerste findet in Kellergewölben statt, die unterhalb des Meeresspiegels liegen und bei Flut bis zu 1 ½ Meter in Salzwasser stehen.

Aufgrund der bevorzugten Verwendung von ehemaligen Sherryfässern aus Spanien zeichnen Bowmore Whiskys nicht nur rauchige Torfnuancen sondern auch eine durchaus deutliche Sherrynote aus, die mit maritimen Tönen bereichert wird.

Bruichladdich

In Sichtweite Bowmores liegt die erst seit 2000 wieder produzierende Destillerie Bruichladdich, die sich durch ein vergleichsweise breites Angebot an Whiskys hervortut. Ihre Bruichladdich Laddies sind ungetorft und aufgrund ihres jungen Alters von einer gewissen Frische und Leichtigkeit getragen. Bruichladdichs Port Charlotte Serie hingegen ist ein typischer Islay mit deutlicher Torfnote und Toffee wie Crème Brulée Aromen. Und wer den am stärksten getorften Whisky weltweit probieren möchte, der sei auf Bruichladdichs Octomore verwiesen, der nicht nur geschmacklich sondern auch namentlich eine alte Destillerie Islays ehrt.

Jim McEwan, ehemaliger Master Distiller Bowmores und nun Miteigentümer Bruichladdichs, ist dabei ein schottisches Original, das bei der Whisky-Herstellung keinerlei Kompromisse eingeht. So verzichtet er auf die Zugabe von Farbstoffen sowie anderer künstlicher Zusätze. Und seine Gerste stammt aus Schottland, mit Vorliebe (siehe seine Islay Barley Reihe) aus Islay. Besonders stolz ist Bruichladdich darauf, dass deren Whiskys als einzige auf der Insel nicht nur dort hergestellt werden sondern auch dort fassgelagert werden. Aufgrund der unverglasten Fenster strömt die frische Meeresbrise ungehindert ins Warenhaus und lässt die Eichenfässer echte Islay Luft atmen.

Kilchoman

Kilchoman ist die westlichste Destillerie Islays und gleichzeitig die einzige, die nicht direkt am Meer gelegen ist. Gegründet wurde die recht kleine Brennerei erst im Jahr 2005, was bedingt, dass auch ihre Abfüllungen noch keine lange währende Fassreifung hinter sich haben. Drei Jahre nach der Gründung wurde das erste Produkt, ihr Inaugural Release, auf den Markt gebracht. Dieser hatte bei Tastings und Whisky Experten durchweg überdurchschnittlich gute Resonanzen erzielt, sodass es sich definitiv gespannt auf weitere Abfüllungen zu warten lohnt.

Die Besonderen: Port Ellen und Port Askaig

Während Port Ellen eine Destillerie im Süden Islays ist, die bereits seit 1983 stillgelegt ist, so ist Whisky von Port Askaig ein Destillat, das hinsichtlich seines Produktionsstandortes Rätsel aufgibt, denn: der Ort Port Askaig besitzt keine Destillerie. Zumeist wird deshalb angenommen, dass Caol Ila für die Produktion des kräftig rauchigen und doch malzig süßen Port Askaig Whiskys mit seinen Röstaromen zuständig ist, da diese Port Askaig am nächsten gelegen ist.

Port Ellen hingegen, deren ehemalige Brennerei in unmittelbarer, westlicher Nähe zur Laphroaig Destillerie zu finden ist, produziert zwar seit mehreren Dekaden nicht mehr, doch kommen immer wieder spannende Abfüllungen von unabhängigen Abfüllern wie Douglas Laing sowie von Diageo auf den Markt. Zu nennen wäre hier beispielsweise die Specials Release Serie, deren Auflagen immer limitierter und wertvoller werden.

Was macht Scotch Whisky so anders?

Zunächst einmal der Name. Wie alle Scotch Whiskys werden auch Whiskys von Islay ohne E geschrieben, sprich Whisky, während die Nordamerikaner und Iren von Whiskey reden. Dies ist jedoch ein vergleichsweise geringer Unterschied, der geschmacklich natürlich keinerlei Qualitätsunterschiede macht, jedoch möglicherweise schon einen Vorgeschmack auf den besonderen Stellenwert und die Eigenheit von Scotch Whiskys gibt.

Gerste

Was ist denn nun so besonders an einem echten Scotch? Sicherlich die geographischen Umstände. Gerste, das unbedingt für die Single Malt Produktion benötigte Getreide, gedeiht gut in Schottland. In den Vereinigten Staaten ist dies zum Beispiel weniger der Fall, sodass man auf den außerordentlich gut wachsenden Mais zurückgriff und den Bourbon Whiskey schuf.

Torf

Gemälzte Gerste wird stets über Feuer getrocknet, sprich gedarrt, wodurch ein rauchiges Aroma zustande kommt. Hier tritt nun eine der großen Besonderheiten der Scotch Whiskys, insbesondere derjenigen der Insel Islay, zutage, da diese ihren Whisky nicht über Holzkohle darren (wie beispielsweise die Highland Destillerie Glengoyne) sondern über Torffeuern. Dies war nicht von Anfang an eine geschmackliche Vorliebe sondern vor allem auch praktischen Gründen geschuldet, da Islay (insbesondere als Insel) eine eher holzarme Gegend ist.

Torffeuer der Insel Islay geben während des Darrens über ihren Rauch ihre Torfnote an den Whisky ab, der üblicherweise ca. 30 Stunden gedarrt wird. Je nach der Dauer des Torfdarrens, wird auch die Torfnote intensiver. Ein Laphroaig der Insel Islay erfährt beispielsweise eine 18-stündige Darrung über Torffeuer und damit auch eine dementsprechend torfig rauchige Grundnote sowie einen Phenolgehalt von 40ppm. Zur Information: Den Torfgehalt eines Whiskys misst man am sogenannten Phenolgehalt und seinen parts per million. Dies geschieht nicht, wie oft angenommen wird, am bereits fertigen Produkt sondern am getrockneten Malz noch vor dem ersten Destillationsgang.

Doch wenn Sie denken, dass damit das Maximum erreicht ist, dann werden Sie von folgendem Whisky überrascht sein: Die Bruichladdich Destillerie sprengt mit ihren Octomores alle Grenzen, indem Sie dessen Gerste für ganze fünf Tage über Torffeuern trocknen lässt. Heraus kommt beim Octomore 5.1 eine gemälzte Gerste, die einen Phenolgehalt von erstaunlichen 167 ppm aufweist.

Geschmackliche Besonderheiten des Torfs

Wie eingangs bereits erwähnt, scheiden sich beim Torfgehalt die Geister. Die einen bestehen auf ihren Torf im Whisky, da allein die Rauchigkeit sowohl Geschmack als auch Besonderheit eines solchen ausmacht. Die anderen verziehen auch nach Jahren noch das Gesicht und meinen, dass dadurch sämtlicher anderer Geschmack verloren geht. So empfiehlt man Einsteigern meist, mit milderen Whiskys wie dem der Speyside-Region zu beginnen. Doch selbstverständlich gibt es auch diejenigen, die sofort mit einem Lagavulin oder Ardbeg einsteigen und begeistert sind. Eine Norm lässt sich, wie so oft, auch beim Whisky nicht feststellen. Und so gilt die Devise: Gut ist, was gefällt!

Vorteile hat ein hoher Torfgehalt, abseits von jeden geschmacklichen Vorlieben, jedoch durchaus. Denn ganz gleich, ob einem dies schmeckt, so ist Torf ein unglaublicher Aromenträger, der tendenziell keine übermäßig hohe Fasslagerung hinter sich bringen „muss“, um seine Aromen auszureifen. Octomore der Bruichladdich Destillerie lagerte beispielsweise für lediglich fünf Jahre in Eichenfässern, bevor man ihn abgefüllt hatte. Und ein schwach ausgeprägtes Aroma kann man diesem wahrhaftig nicht vorwerfen.

Die großen Torfriesen lassen sich zudem oftmals gut mit Wasser verdünnen, um genossen zu werden. Und das ist in der Whisky-Welt kein Fauxpas! Viele Master Distiller und Genießer geben ihrem Whisky ein wenig hochwertiges Wasser hinzu. Auch hier müssen Sie selbst ergründen, wie es Ihnen beliebt. Selbstverständlich variiert dies auch von Whisky zu Whisky. Doch eines sei Ihnen versichert: Rauch und Aromen bleiben Ihnen bei einem Islay-Whisky erhalten. Selbst bei einer Verdünnung von 1:20 würden Sie immer noch eine deutliche Rauchnote herausschmecken.

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